Vor kurzem wurde bekannt, dass Huawei, ein führender chinesischer Hersteller von Mobiltelefonen und Telekommunikationsausrüstung, ein neues Telefon mit einem 7-nm-Chip auf den Markt gebracht hat. Huawei ist seit der Trump-Regierung Gegenstand strenger US-Sanktionen, die das Verbrauchergeschäft des Unternehmens durch die Beschränkung des Zugangs zu fortschrittlichen Chips und Chiptechnologien erheblich beeinträchtigt haben. Die Biden-Regierung hat den Chipkrieg mit China durch den CHIPS and Science Act verschärft, der sehr weitreichende Import- und Exportkontrollen für fortschrittliche Halbleiterausrüstung vorsieht. Das kürzlich während eines offiziellen Besuchs der USA in China vorgestellte Huawei-Telefon ist der erste große Erfolg für Chinas Bemühungen um die Entwicklung einer einheimischen Chip-Produktion. Auch wenn es noch viele Unbekannte gibt (z. B. wie viele dieser Telefone tatsächlich hergestellt werden) und der Abstand zwischen China und dem Rest der Welt in Bezug auf die Chipherstellung immer noch beträchtlich ist, ist dies eine wichtige Fallstudie für die künftige Technologiepolitik.
Dies ist eine wichtige Fallstudie für künftige Import- und Exportbeschränkungen für fortschrittliche Nachhaltigkeitstechnologien wie Batterien, Elektrolyseure und andere Energieinfrastruktur. Diese werden bereits im Rahmen einer immer vielfältigeren Reihe von internationalen Gesetzen geprüft (mehr dazu in unserem Kompass zur Industriepolitik ). Es ist unklar, wie sich der Technologieprotektionismus in Zukunft auswirken könnte, aber der Fall Huawei gibt uns ein paar Einblicke.
- Der US-Tech-Protektionismus funktioniert: Trotz dieses Durchbruchs sind Huawei und chinesische Telefonhersteller im Allgemeinen immer noch zwei Generationen hinter führenden westlichen Unternehmen wie Apple zurück. Diese Sanktionen haben die Übernahme von Spitzentechnologien durch China erheblich verzögert; auch wenn sie dies wahrscheinlich nicht ewig hinauszögern können, haben sie bisher ihren Zweck erfüllt. Außerdem zeigen die CHIPS-Sanktionen, dass die USA in der Lage sind, globale Unternehmen zu kontrollieren: Die gesamte fortschrittliche Chip-Herstellungsausrüstung für die extreme UV-Fotolithografie wird von dem niederländischen Unternehmen ASML (Advanced Semiconductor Materials Lithography) hergestellt, das technisch gesehen nicht der vollen Kraft des US-Rechts unterliegt. Aufgrund der zentralen Rolle der USA in der Geopolitik und der Dollarisierung des Finanzsystems hat sich die wirtschaftliche und geopolitische Politik der USA jedoch auf die gesamte Weltgemeinschaft ausgewirkt. Die niederländischen und japanischen Behörden protestierten zunächst gegen das CHIPS-Gesetz, haben sich aber inzwischen den USA angeschlossen, die nach wie vor eine Supermacht sind und ihre wirtschaftlichen und politischen Ziele gegenüber nicht-amerikanischen Akteuren recht einfach durchsetzen können. Es ist wahrscheinlich erwähnenswert, dass dies wirklich nur für die USA funktioniert.
- Sanktionen führen zu Verschwendung: Die Antwort der chinesischen Regierung ist sehr eindeutig: Sie plant, ihr eigenes Chip-Ökosystem zu entwickeln. Dieses Vorhaben wurde innerhalb und außerhalb Chinas sehr genau unter die Lupe genommen, da es bisher scheinbar keine großen Erfolge gab. Möglicherweise wird sich dies ändern, insbesondere wenn Huawei in der Lage ist, die Produktion dieser Chips zu steigern. Wie auch immer, es war sehr kostspielig; das Ergebnis dieser Sanktionen war eine Menge doppelter Arbeit seitens der chinesischen Unternehmen. Dies ist aus makroökonomischer Sicht eindeutig nicht effizient. Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit ist dies im Moment kein großes Problem, da China den USA in vielen Bereichen, wie z. B. bei den Batterien, voraus ist, aber es ist sehr gut möglich, dass eine in den USA entwickelte Technologie in Zukunft zu einem politischen Spielball mit China werden könnte. Das wäre nicht gut! Die Beschleunigung des nachhaltigen Übergangs ist viel wichtiger als vorübergehende geopolitische Spannungen. Es besteht die reale Gefahr, dass Sanktionen den Übergang verlangsamen oder dazu führen, dass eine Menge Ressourcen für doppelte Forschungs- und Entwicklungsarbeit verschwendet werden, anstatt neue Technologien voranzubringen oder einzusetzen.
- Geopolitik ist ein eindeutiges Geschäftsrisiko: Ich weise schon seit einiger Zeit auf diesen Punkt hin, und ich denke, es sollte eigentlich keine Neuigkeit sein, aber auf der falschen Seite eines geopolitischen Konflikts zu stehen, könnte erhebliche Folgen für Unternehmen haben. Die Verkäufe von Huawei an Endverbraucher sind um 50 % zurückgegangen, was in erster Linie auf diese Sanktionen zurückzuführen ist. Dies ist nicht nur ein Thema für CEOs: Innovationsfachleute in Unternehmen müssen diese Risiken verstehen und bewältigen, indem sie sowohl proaktiv Technologien entwickeln, die die Flexibilität von Lieferketten erhöhen, als auch Investitionen in neue Technologien auf Regionen mit geringerem Risiko ausrichten.
Chips und Nachhaltigkeit sind jedoch etwas ganz anderes. Es ist weniger klar, dass die durch Protektionismus verursachten wirtschaftlichen Redundanzen in diesem Fall eine schlechte Sache sind. Nachhaltige Technologie und nachhaltige Technologieentwicklung bringen positive externe Effekte mit sich (z. B. die Verringerung von Kohlenstoffemissionen und anderen Umweltauswirkungen). Auch wenn redundante Lieferketten oder Forschung und Entwicklung wirtschaftlich nicht sinnvoll sind, könnten solche Redundanzen doch dazu beitragen, die Entwicklung des nachhaltigen Übergangs zu beschleunigen und die Kosten für wichtige Technologien zu senken. Darüber hinaus verbessern inländische Lieferketten die Widerstandsfähigkeit und könnten dazu beitragen, die politischen Interessen in den USA zur Unterstützung der Nachhaltigkeit zu bündeln.
Es ist auch möglich, dass sich die politische Situation besser entwickelt: Zum einen befindet sich ein Großteil des wichtigen technologischen Know-hows derzeit in chinesischem Besitz. In einigen Bereichen wie bei den Seltenerdmetallen hat das Land wenig Anreiz, diese Technologie zu teilen, während es in anderen Bereichen wie bei den Batterien offen für die Vergabe von Lizenzen gewesen ist. Auch das globale Monopol, das wir bei Chips sehen, ist weniger ausgeprägt. Dadurch entsteht eine Dynamik, in der technischer Protektionismus möglicherweise nicht so wirksam ist. Hinzu kommt, dass nachhaltige Technologien weitaus weniger auf Verteidigung ausgerichtet sind und dass die gemeinsame Nutzung ein klares Win-Win-Szenario (und die Dekarbonisierung) darstellt, was theoretisch die Chancen für Protektionismus verringern sollte. Dennoch haben es die USA während der COVID-Pandemie versäumt, ihre Impfstofftechnologien als Open Source zur Verfügung zu stellen, obwohl nicht klar ist, ob China sie akzeptiert hätte, selbst wenn sie Open Source gewesen wären. Dies ist ein ziemlich düsteres Beispiel dafür, wie die Politik den Technologietransfer behindert, und es kostete letztlich eine unbekannte Zahl von Menschenleben. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Problem bei nachhaltigen Technologien nicht wiederholt, aber da die Regierung Biden die Außenpolitik der Regierung Trump gegenüber China weitgehend unterstützt, ist es schwierig, hier einen klaren Weg zu finden.